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Abends genossen

Kilian Fitzpatrick mit einem Grands-Échezeaux 1972 und einem Richebourg 1971

Der Marche aux Vins in Beaune, gegenüber des Hôtel-Dieus, ist eine ziemlich touristische Weinprobierstube. Mit dem Eintrittspreis erhält man die blecherne Variante eines Tastevins (die typische burgundische Weinprobierschale, die früher oft aus echtem Silber war und hauptsächlich benutzt wurde, um zu berurteilen, ob der Wein Trübungen hat) und kann in den schönen Kellerräumen etliche der Weine, die dieses Handelshaus vertreibt, verkosten. Dieses Jahr wollten wir uns diesen Spaß mal wieder gönnen und waren ganz alleine in den Kellern - Nebennebensaison.

Kilian Fitzpatrick verkostet aus dem Tastevin im Marché aux Vins

Manche Weine gefielen uns und manche nicht. Mit einem der Kellermeister kamen wir ins Gespräch und ließen uns das Verlies mit den alten Weinen zeigen. Unter anderen gab es dort einen Grands-Échezeaux 1972 und einen Richebourg 1971. Wir überlegten und wagten. Kratzten also unser Erspartes zusammen und gingen mit beiden Flaschen von dannen. Unsere Jahrgänge. Eine weite Reise wollten wir den beiden Weinen nicht mehr zumuten. In unserer Gîte stellten wir sie auf, damit sich der Satz setzen konnte und warteten zwei Tage.

Vorher und bis dahin gab es aber auch Gutes am Abend, zwei Höhepunkte waren:

Domaine Chanson

Beaune 1er Cru Clos des Fèves 1990
Chanson Père & Fils
An den Rändern karminrot, zur Mitte dunkler. Volles, wunderbar reifes und offenes Bukett mit Pflaume, Brombeere, marmeladigen Tönen, etwas Rumtopf, Lakritz, Zedernholz, dunklem Kakaopulver, Mon Chéri, Walderdbeere und sogar Anklängen an getrocknete Tomate. Im Mund schön volle Frucht mit Walderdbeere und roter Pflaume (Blutpflaume), marmeladig, im Nachgeschmack Kakao und Lakritze, rund, schön. Sehr ausgeglichen. Toller, komplexer Burgunder auf dem Höhepunkt, den er wohl noch etliche Jahre halten wird.

Pommard 1er Cru Les Epenots 1973
Joseph Voillot
Ziegelrot in der Mitte mit orangenen Reifetönen zum Rand. Im Duft zunächst deutliche Alterstöne, die an der Luft schwanden. Zedernholz, getrocknete Früchte, pflaumig, etwas Rumtopf, Paprika, Tabak, weißer Pfeffer, Gewürzbasar. Im Mund weich, marmeladig, eingekochte Früchte (am ehesten in Richtung zerdrückter Erdbeeren), Pflaumenmus. Langer, warmer Abgang, frische, apfelige Säure. Im Mund nicht sehr kräftig, der Duft intensiver.

Dann war es so weit. Ausgepackt die reifen Käse und beide Flaschen entkorkt. Spannung ...

Käse zum Wein

Grands-Échezeaux 1972
Marché aux Vins
Karminrot mit schön reif orangenen Rändern. Im Bukett entfalteten sich Cassis, Gewürze, getrocknete Pflaume, Brombeere, Bitterschokolade, Wild und Tabak. Im Mund Pflaumenmus, Süßholz, marmeladig mit kirschiger, lebendiger Säure und Geschmack von Kirschfleisch dicht am Kirschkern. Langer Abgang und im Nachgeschmack reife, getrocknete Feigen. Das Tannin nur mehr am Rand der Zunge zu spüren. Kaum Alterstöne. An der Luft wurde der Wein wieder frisch. Nicht sehr kräftig, aber sehr elegant und vielschichtig.

Richebourg 1971
Marché aux Vins
Karminrot, orangene Ränder. Dunker als der Grands-Échezeaux. Im Duft Cassis, Leder, Preiselbeermarmelade, Gewürze, Rumtopf, feine Süße, Kakaopulver und Rosinen. Keinerlei Alterston. Im Mund Brombeere, Cassis, Lakritz. Präsentes, dunkles Tannin, leichte, aber angenehme Bitternote und gleichzeitig sehr feine Süße. Würzige Schärfe auf der Zungenspitze. Tiefer Wein. Im Nachgeschmack Pflaumenmus. Lang anhaltend, im Abgang etwas Karamel. So gut, so gut ... gewonnen! - Bildete mit dem Grands-Échezeaux ein tolles Duo.

Grands-Échezeaux Weinberg

Am nächsten Tag fuhren wir dann nach Vosne-Romanée und vergegenwärtigten uns im kalten Wind und Sprühregen die beiden Lagen, auf denen diese Weine in unseren Geburtsjahren gewachsen waren. Im Bild oben Grands Échezeaux mit Gefährt und im Bild unten Richebourg mit Pfütze. Ein Wetter zum In-die-Keller-steigen ...

Richebourg Weinberg

[ Inhalt ] [ Burgund 2002 ]

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