Kaidôh bedauert, dass er nicht mehr lachen kann - was doch so lustig war.
Und er blickt seiner Liwûna ins grosse Antlitz, und siehe! - ihr springen
plötzlich die Zähne aus dem Munde heraus und bilden auf den roten
Lippen eine weisse Glanzschrift - die da sagt:
"Du kannst aber den Grossen, der keinen Namen hat und viel grösser als
alle Unendlichkeit ist, dennoch - fühlen. Es zuckt Dir noch einmal eine
Erkenntnis durch den ganzen Leib. Du wirst dann plötzlich nicht mehr hören
und nicht mehr sehen wollen - denn Du wirst zufrieden sein, als wenn Du Alles
wüsstest. Und Du wirst doch niemals sagen können, was Du weisst und
was Du erkannt hast. Und es wird doch mehr als ein Traum sein. Und du wirst
zufrieden bleiben - solange Du Dein Leben lebst."
Und Liwûna verschluckt ihre Zähne.
Kaidôh sagt hastig:
"So sollte es möglich sein? Unser Leben könnte schliesslich nur aus
gewaltigen Stunden bestehen? Wenn das möglich ist, so soll es wirklich
sein - ich wills! "
"Was schreist Du so!" bemerkt kalt die Liwûna, deren Zähne wieder
an der richtigen Stelle sind, "glaubst Du vielleicht, dass es sehr geistreich
wäre, wenn in unsrem Leben eine Stunde der andern ähneln würde
- wie ein Ei dem andern? Immer wieder neu und anders müssen alle Stunden
sein - auch die gewaltigen Stunden."
"Dann," versetzt Kaidôh barsch, muss auch eine Stunde gewaltiger als die
andre sein, und es muss eine gewaltigste geben. Und welche Stunde könnte
nun die gewaltigste sein? Doch nur die, in der das Einzelwesen mit dem Allwesen
ganz und gar verbunden wird. Und die Stunde nennt man die Todesstunde. "
Liwûna fragt sanft: "Suchtest Du den Tod?"
Kaidôh hört nicht mehr - sein ganzes Wesen leuchtet auf in einem
Gedanken - er denkt sich mit dem Geiste, der Alles ist und keinen Namen braucht,
für ewig vereint.
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