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IV. DIE INFANTERIE IM LUFTKRIEGE.

Der neue Kriegsminister von Heeringen hat gesagt:
"Wenn für das Luftschiffwesen besonders grosse Aufwendungen gemacht werden sollten, so würde dies dafür eine Einschränkung auf anderen Gebieten der Militärverwaltung zur notwendigen Folge haben, was natürlich nicht angeht."
Was natürlich nicht angeht!
Ich möchte diesem Satze nichts hinzufügen.
Aber - die Entwicklung des Luftmilitarismus ist leider nicht mehr zu hemmen; die Einschränkung auf anderen Gebieten der Militärverwaltung wird trotz der Äusserung des Kriegsministers in der allernächsten Zukunft vor sich gehen - besonders auch in der Infanterie, die im Luftkriege eine gänzlich überflüssige Rolle spielen würde.
Zum Angriff ist die Infanterie ganz bestimmt nicht zu gebrauchen, denn die Schiffe der Luftflotte sind hundert mal schneller und haben schon unsäglich viel zerstört, bevor die Infanterie zur Sammlung kommt. Auf dem Marsche und im Eisenbahnwagen ist die Infanterie ständig den Lufttorpedos preisgegeben - sie kann sich kaum wehren, denn die Kugeln der Gewehre tun ja den Ballons keinen Schaden, und Gleitflieger sind so zahlreich, dass ein paar runterfallende nichts bedeuten. Ausserdem wird man giftige Gasbomben zur Bekämpfung der Infanterie verwenden. Und dann müssen wir es auch als feststehend betrachten, dass die Gleitflieger bald sehr hoch fliegen werden.
Zur Verteidigung ist die Infanterie auch nicht zu gebrauchen - was sollen sie denn verteidigen? Die festen Punkte - die Festungen - haben ja keinen Wert, da sie ja den "fliegenden" Feind nicht im Vorwärtsdringen hindern. Und die Städte können durch Infanterie gegen Luftschiffe schlechterdings nicht geschützt werden. Somit ist die übermässig grosse Zahl von Fusstruppen im Luftkriege nur eine überflüssige Last, der garkeine militärische Aufgaben zu Teil werden.
Die Infanterie ist deswegen schon jetzt erheblich zu verringern, wodurch grosse Ersparnisse erzielt werden, die für die Luftflotte Verwendung finden können.
Dass die einzelnen Luftschiffe gegen feindliche Angriffe mit Hilfe feindlicher Luftschiffe geschützt werden müssen, das versteht sich von selbst - dafür müssen aber Gleitfliegertruppen ausgebildet werden - Infanterie nützt garnichts.
Auch dieses muss immer wieder wiederholt werden; die Militärschriftsteller werden sich alle erdenkliche Mühe geben, die Notwendigkeit der Infanterie auch im Luftkriege zu beweisen. Der Beweis wird ihnen aber nicht gelingen, und mit kecken "Behauptungen" werden sie nur erreichen, dass man ihnen jede Autorität abspricht und ihr "fachmännisches" Urteil für minderwertig erklärt. Es ist sehr schwer, sich vor der Öffentlichkeit die Würde einer Autorität zu bewahren; nur sachliche Begründungen haben eine Wucht - der Witz vermag gewöhnlich auch nicht viel beim grossen Publikum.....

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