Der neue Kriegsminister von Heeringen hat gesagt:
"Wenn für das Luftschiffwesen besonders grosse Aufwendungen gemacht
werden sollten, so würde dies dafür eine Einschränkung auf anderen
Gebieten der Militärverwaltung zur notwendigen Folge haben, was natürlich
nicht angeht."
Was natürlich nicht angeht!
Ich möchte diesem Satze nichts hinzufügen.
Aber - die Entwicklung des Luftmilitarismus ist leider nicht mehr zu hemmen;
die Einschränkung auf anderen Gebieten der Militärverwaltung wird trotz
der Äusserung des Kriegsministers in der allernächsten Zukunft vor sich
gehen - besonders auch in der Infanterie, die im Luftkriege eine gänzlich
überflüssige Rolle spielen würde.
Zum Angriff ist die Infanterie ganz bestimmt nicht zu gebrauchen, denn die Schiffe
der Luftflotte sind hundert mal schneller und haben schon unsäglich viel
zerstört, bevor die Infanterie zur Sammlung kommt. Auf dem Marsche und im
Eisenbahnwagen ist die Infanterie ständig den Lufttorpedos preisgegeben -
sie kann sich kaum wehren, denn die Kugeln der Gewehre tun ja den Ballons keinen
Schaden, und Gleitflieger sind so zahlreich, dass ein paar runterfallende nichts
bedeuten. Ausserdem wird man giftige Gasbomben zur Bekämpfung der Infanterie
verwenden. Und dann müssen wir es auch als feststehend betrachten, dass die
Gleitflieger bald sehr hoch fliegen werden.
Zur Verteidigung ist die Infanterie auch nicht zu gebrauchen - was sollen sie
denn verteidigen? Die festen Punkte - die Festungen - haben ja keinen Wert,
da sie ja den "fliegenden" Feind nicht im Vorwärtsdringen hindern.
Und die Städte können durch Infanterie gegen Luftschiffe schlechterdings
nicht geschützt werden. Somit ist die übermässig grosse Zahl von
Fusstruppen im Luftkriege nur eine überflüssige Last, der garkeine militärische
Aufgaben zu Teil werden.
Die Infanterie ist deswegen schon jetzt erheblich zu verringern, wodurch grosse
Ersparnisse erzielt werden, die für die Luftflotte Verwendung finden können.
Dass die einzelnen Luftschiffe gegen feindliche Angriffe mit Hilfe feindlicher
Luftschiffe geschützt werden müssen, das versteht sich von selbst -
dafür müssen aber Gleitfliegertruppen ausgebildet werden - Infanterie
nützt garnichts.
Auch dieses muss immer wieder wiederholt werden; die Militärschriftsteller
werden sich alle erdenkliche Mühe geben, die Notwendigkeit der Infanterie
auch im Luftkriege zu beweisen. Der Beweis wird ihnen aber nicht gelingen, und
mit kecken "Behauptungen" werden sie nur erreichen, dass man ihnen jede
Autorität abspricht und ihr "fachmännisches" Urteil für
minderwertig erklärt. Es ist sehr schwer, sich vor der Öffentlichkeit
die Würde einer Autorität zu bewahren; nur sachliche Begründungen
haben eine Wucht - der Witz vermag gewöhnlich auch nicht viel beim grossen
Publikum.....
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