Black Ink home




VI. DIE KAVALLERIE IM LUFTKRIEGE.

Die Reiterei ist bereits heute ohne den geringsten Wert. Dieser Erkenntnis werden sich die denkenden Militaristen "bald" nicht mehr verschliessen. Allerdings - es geht langsam mit der Erkenntnis. Schon der Fesselballon war zu Aufklärungszwecken so vorzüglich, dass die Reiterei überflüssig erschien. Nach Einführung der Lenkbaren aber weiss man wirklich nicht mehr, wozu die Reiter da sein sollen.
Es gab einmal eine Zeit, in der man viel davon sprach, wie viel eine Schlacht durch einen Reiterangriff gewinnt: gleich wird eine neue Situation geschaffen, die Attacke bringt Verwirrung hervor usw. usw.
Heute brauchen wir von diesen schönen Auseinandersetzungen nicht mehr Notiz zu nehmen. Der Luftkrieg entwickelt sich ein wenig rascher als der alte Krieg mit Kanonen und Reiterei.
Ob aber die Militaristen "bald" die Nutzlosigkeit der Pferde einsehen werden?
Man muss das leider bezweifeln. Der militärische Mitarbeiter, der, ohne seinen Namen zu nennen, für das Berliner Tageblatt schreibt, sagt wörtlich folgendes:
"Die Leistungen einer günstigen Ballonbeobachtung im Verhältnis zu den eingehenden Meldungen der Kavallerie sind derartig, dass eben der Erkunder im Ballon das Gesamtbild des Gefechtes sieht und dem Führer in kurzer Zeit einen entsprechenden zusammenhängenden Bericht erstatten kann, während die Kavallerie nur Gefechtsstreifen, unzusammenhängend, nacheinander und womöglich noch verspätet melden kann. Immerhin wird die Kavallerie stets noch unser wichtigstes Aufklärungsorgan bleiben müssen, auch wenn die Vorteile der Ballons noch so grosse sind."
Ich verstehe nicht, wie man es fertig bringen kann, derartig unlogische Sätze zu schreiben. Wenn der Ballon besser zur Aufklärung ist als die Reiterei, so kann diese doch nicht das wichtigste Aufklärungsorgan bleiben.
Ich nehme zu Gunsten des Verfassers an, dass er sehr wohl weiss, dass die Reiterei heute schon total wertlos ist - dass er das aber nicht sagen will, um sich nicht in Ungelegenheiten zu bringen.
In dem Tone darf es aber nicht so einfach weiter gehen. Das geht nicht. Die Militärschriftsteller verlieren ihr Renommee, wenn sie Dinge sagen, die jeder Laie als falsch bezeichnen muss. Wenn die Herren für Zeitungen schreiben, so schreiben sie eben auch für Laien. Und diese Laien bezahlen den Militarismus durch ihre Steuern. Die Laien haben somit eine Berechtigung, sich danach zu erkundigen, ob ihr Geld nutzlos zum Fenster hinausgeworfen wird. Das geschieht aber, wenn man die Reiterei nicht abschafft.
Die Pferde kosten mehr als die Menschen. Und wenn man auch die Pferde für die schönsten Tiere der Erde halten muss - ich halte sie sogar für köstlicher als die Menschen - so darf man doch dieser köstlichen Pferdekörperformen wegen nicht unzählige Millionen opfern - es genügt doch, wenn wir Rennpferde und Zirkuspferde haben.
Wenn die europäischen Staaten die Kavallerie abschaffen, so braucht nicht mehr so viel Hafer angepflanzt zu werden - auch viele Wiesen sind dann nicht mehr nötig - können für den Ackerbau da sein - die sozialen Verhältnisse werden ganz erheblich gebessert, wenn die Kavallerieregimenter verschwinden. Bebel schrieb ein Buch "Die Frau und der Sozialismus" - er sollte demnächst auch ein Buch schreiben: "Das Pferd und der Sozialismus." Mit Vergnügen würde ich in dem Buche lesen....

[ VII ]


nach oben